Auf einer internationalen Welthandelskonferenz überlegen
die Teilnehmenden, wie man für einige der ärmsten Länder mehr Wohlstand
erreichen kann. Der Entwicklungshilfeminister eines „Geberlandes“ stellt vier
große Kredite zur Verfügung, damit dort viel Gutes für das jeweilige Land
erwirtschaftet werden kann:
100 Millionen Dollar, 50 Millionen Dollar und 10 Millionen Dollar, sogar zweimal. Nach 10 Jahren soll geprüft werden, welche Wirkungen die Entwicklungshilfekredite gebracht haben.
100 Millionen Dollar, 50 Millionen Dollar und 10 Millionen Dollar, sogar zweimal. Nach 10 Jahren soll geprüft werden, welche Wirkungen die Entwicklungshilfekredite gebracht haben.
Der erste Finanzminister eines Empfängerlandes sieht mit den 100 Millionen seine
große Chance: Da in seinem Land von einem ebenfalls mit Entwicklungshilfe
finanzierten Atomkraftwerk Atommüll zurückbleibt, kann man diesen bisher nicht
verwenden. Durch geschickt politische Verhandlungen und durch den „Ankauf“ von
Fachwissenschaftlern und Technikern gelingt es ihm dadurch, eine Atombombe zu
entwickeln. So kann er sich bei den Großmächten als fast gleichwertiger Partner
einbringen und die feindliche Bedrohung aus dem Norden scheint endlich beseitigt
zu sein.
Der
Finanzminister eines
anderen Landes treibt mit dem geliehenen Geld von 50 Millionen die
chemische Industrialisierung voran. Er lässt große Industrieanlagen errichten
ohne Rücksicht auf die dort vorbeiführenden Gewässer. Ein großes Fischsterben wird
zum Problem; dennoch verfügt sein Land bald über einen gewissen Reichtum.
Der
Finanzminister eines weiteren Landes baut
mit dem 10 Millionen-Kredit eine Fabrik zur Fischverarbeitung, die nur relativ
wenigen Menschen Arbeit und Wohlstand bietet, aber durch Kläranlagen bliebt das
Wasser sauber. Die Fischer behalten auch ihre Arbeit.
Der
Finanzminister des letzten Landes,
der ebenfalls einen 10 Millionen-Dollar-Kredit erhält, hat den Eindruck, dass der
Kredit zu gering ist. Er steckt das Geld in die Nationalbank seines Landes,
muss sich um nichts mehr kümmern, geht Golf spielen und lässt sich von der
Nationalbank eine Yacht finanzieren.
Nach 10 Jahren findet die angekündigte
Welthandelskonferenz tatsächlich statt. Die Finanzminister der mit den Krediten
bedachten Länder tragen dem Entwicklungshilfeminister ihre Bilanzen vor, um zu
belegen, wie sie das Geld erfolgreich vermehrt haben.
Der erste
Finanzminister berichtet, wie durch den Ausbau der
Nuklearenergie sein Land international nun fast zu den „Global Players“ gehört.
Auch der Feind aus dem Norden wurde von der entwickelten Atomstreitmacht
abgeschreckt. Der Finanzmann betont, dass er den Kredit ohne Probleme mit den
von der Welthandelsbank festgelegten Zinsen zurückzahlen könne.
Der zweite
Finanzminister weist daraufhin, wie die chemische
Industrie seines Landes überdurchschnittliche Gewinne macht und dies zu einem
Bauboom in der Hauptstadt geführt hat. Kein Problem ist es für ihn also, den Kredit zurückzuzahlen.
Der dritte
Finanzminister gesteht ein, dass ihn der
Umweltschutz so viel gekostet hat, dass sich seine Fischverarbeitungsfabrik kaum
noch rentiert. Immerhin könne sein Land den Kredit zurückzahlen.
Der vierte
Finanzminister tritt ziemlich selbstbewusst und
frech auf und sagt: Er habe den Eindruck, dass dieser Entwicklungsminister aus
dem Geberland ein ganz übler Typ sei, der dort abkassiert, wo er weder
investiert noch irgendetwas bezahlt habe. Er wolle die armen Länder nur von
sich abhängig machen. Er habe die 10 Millionen darum seiner Nationalbank
gegeben; aber die Inflationsrate sei so in die Höhe geschossen, dass seine 10 Millionen gerade noch 8 Millionen wert seien. Mit diesen Finanzmachenschaften
wolle er nichts zu tun haben.
Die ersten beiden Finanzminister erwarten nun neben viel
Lob natürlich auch neue finanzielle Zusagen des reichen Landes, ja dass sie
vielleicht den Kredit auch gar nicht zurückzahlen müssen.
Da geschieht etwas Verblüffendes: Der Entwicklungsminister des Geberlandes sagt: „Ich habe euch viel Geld anvertraut, damit ihre Gutes für Eure Bevölkerung tut. Was habt Ihr jedoch mit den 100 und den 50 Millionen gemacht? Ihr habt Krieg produziert, gefährliche Stoffe und massenweise Umweltgifte euren Nachkommen hinterlassen, ja viele Generationen müssen mit diesen Altlasten leben und werden auch noch davon krank. Darum soll der Finanzminister, der in den Umweltschutz investiert hat, die 10 Millionen behalten. Von Ökonomie hat er offensichtlich keine Ahnung, aber er hat die Zukunft der Menschen seines Landes immer im Blick gehabt. Deshalb bekommt er die 8 Millionen des vierten Finanzministers noch dazu. Er hat nämlich verstanden, dass Geld allein nicht glücklich macht und dass man seine Freiheit und seine moralischen Werte nicht für Geld verkaufen darf.
Da geschieht etwas Verblüffendes: Der Entwicklungsminister des Geberlandes sagt: „Ich habe euch viel Geld anvertraut, damit ihre Gutes für Eure Bevölkerung tut. Was habt Ihr jedoch mit den 100 und den 50 Millionen gemacht? Ihr habt Krieg produziert, gefährliche Stoffe und massenweise Umweltgifte euren Nachkommen hinterlassen, ja viele Generationen müssen mit diesen Altlasten leben und werden auch noch davon krank. Darum soll der Finanzminister, der in den Umweltschutz investiert hat, die 10 Millionen behalten. Von Ökonomie hat er offensichtlich keine Ahnung, aber er hat die Zukunft der Menschen seines Landes immer im Blick gehabt. Deshalb bekommt er die 8 Millionen des vierten Finanzministers noch dazu. Er hat nämlich verstanden, dass Geld allein nicht glücklich macht und dass man seine Freiheit und seine moralischen Werte nicht für Geld verkaufen darf.
Dem vierten Finanzminister aber schrieb der Entwicklungshilfeminister
des Geberlandes ins Stammbuch: „Ich bin zwar nicht der liebe Gott, aber so viel
habe ich verstanden: Das Wort Minister
heißt „Diener“, und ein Finanzminister hat den Menschen seines Landes zu
dienen. Wer sich nicht als Diener versteht und die Gelder des Landes zum
langfristigen Wohl der Menschen einsetzt, sollte so schnell wir möglich abgesetzt
werden und dann am besten in der Produktion arbeiten; also in der Fischfabrik
des Landes, wo die künftigen Generationen Zukunft haben.
©
Reinhard Kirste
relpäd/Lukas 19,11-27, 20.03.2019
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